Gründung und erste Jahre
Der Landesfischereiverband Pfalz wurde am 29. November 1881 in Speyer am Rhein als "Pfälzischer Kreisfischereiverein" im damaligen Königreich Bayern gegründet. Sein erster Vorsitzender war Regierungsrat Freiherr von Feilitzsch, dem von 1886 bis 1918 Regierungspräsident von Neuffer und ab 1918 ein Oberforstrat Kramer folgte.
Die deutsche Fischerei hatte um die Mitte des 19. Jahrhunderts, was ihre wirtschaftliche und soziale Lage anbelangt, einen Tiefstand erreicht. Besonders die Hochseefischerei war damals in einer katastrophalen Lage. Und in der Binnenfischerei sah es nicht anders aus.
Es zeichnete sich ab, dass die Fischerei nur durch eine eigene Organisation gerettet werden konnte. So kam es 1870 in Berlin zur Gründung des Deutschen Fischereivereins (heute Deutscher Fischerei-Verband). Initiator dieser Gründung war ein Beamter im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, von Marcard. Glanzvolle Namen der ersten Stunde sind u.a. von Bunsen, von Exleben und der berühmte Mediziner und Mitglied des Reichtages Prof. von Virchow. Kein geringer als Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III, übernahm das Protektorat. Man war also bestrebt, die Gründung der Organisation durch einflussreiche Männer des öffentlichen Lebens vornehmen zu lassen.
Dass auch in der Pfalz die Männer der ersten Stunde Verwaltungsbeamte waren, hat sich für uns äußerst positiv ausgewirkt und soll die Leistungen der Fischer mit teils Jahrhunderte alter Tradition nicht schmälern. So war es der Ökonom und Fischereibesitzer Johann Stubenrauch aus Sondernheim, der 1869 mit dem Kreisdirektor der Pfalz, Max Lamotte, an einer "Übereinkunft über gemeinsame Bestimmungen für die Fischerei im Rhein von Basel … bis ins offene Meer", also dem ersten internationalen Rheinfischereiabkommen, mitgewirkt hatte. Da sind aber auch die Kuhns aus Leimersheim, Arbogast aus Germersheim, Richter aus Speyer und viele andere.
Dem Pfälzischen Fischereiverband gesellten sich auch schon bald die ersten Anglervereine zu. So sind der am 6. September 1909 gegründete Fischer- und Fischzuchtverein Ludwigshafen, der heutige "Petri Heil" 1909 und der 1910 gegründete Fischereiverein Frankenthal seit ihrer Gründung Mitglied des Landesfischereiverbandes Pfalz.
Neuanfang nach 1945
1948 erfolgt die Neugründung des Verbands nach Zulassung durch die französischen Militärbehörden. Unter den sehr erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit wurde mit ungeheurer Energie versucht, der Fischerei in der Pfalz neue Impulse zu geben und vernünftige Bedingungen für einen Neubeginn zu schaffen. Mit großer Sorgfalt wurden die Kriegsschäden erfasst und Schadensberichte zur Geltendmachung von Ersatzforderungen an die zuständigen Stellen geleitet.
1950 blickt die ganze Fischerei in die Pfalz, die Fischereitagungen des Deutschen Fischereiverbandes vom 13. bis 17. Juni in Ludwigshafen am Rhein werden durch den Landesfischereiverband Pfalz vorbereitet und ausgerichtet und zu einem Erlebnis besonderer Art für alle Teilnehmer. Es werden betriebswirtschaftliche Untersuchungen über die Rentabilität der Schokkerfischerei in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fischereiwissenschaft an der Universität Hamburg durchgeführt. In der verbandseigenen Fischzuchtanstalt Eußerthal nehmen Studierende des Instituts Untersuchungen u. a. über die Verbesserung des Kalkgehaltes unserer Teichwasser im Bundsandsteingebiet vor.
Gegen Ende der 1950er Jahre tritt der Landesfischereiverband Pfalz mit seiner Vereinssparte dem Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) bei. Als einer von sieben Bezirksverbänden sind wir damit Teil des VDSF-Landesverbandes Rheinland-Pfalz. Nach dessen Anerkennung als Naturschutzverband werden viele Mitglieder als Gewässer- und Umweltschutzwarte geschult. Mit den Delegierten nimmt die Pfalz regen Anteil am fischereilichen Geschehen in Bund und Land, eine aufgrund unserer bis dahin schon lange währenden Tradition und unseres Selbstverständnisses eine für beide Seiten nicht immer leichte Aufgabe.
Mit Inkrafttreten des rheinland-pfälzischen Landesfischereigesetzes am 1. Januar 1975, an dessen Konzipierung auch unser Verband nicht unwesentlich mitgewirkt hatte, hat man manche Unebenheiten und Ungereimtheiten aus der Welt geschafft, nachdem man Jahrzehnte lang gezwungen war, sich nach dem alten Bayerischen und Preußischen Fischereigesetz zu orientieren.
Die Fischerprüfung hat infolge gründlicher Vorbereitung durch gut ausgebildete Kräfte aus den eigenen Reihen zu einem besseren Verständnis und Verhalten der Freizeitangler am Wasser und in der Öffentlichkeit allgemein beigetragen.
Umwelt- und Landschaftsschutz haben bei uns einen hohen Stellenwert. Die Umweltschutzaktionen unserer Vereine werden alljährlich mit größter Einsatzbereitschaft durchgeführt. Überall in der Pfalz wurden - meist unter hohem körperlichem wie finanziellem Einsatz durch unsere Vereine wie durch Einzelmitglieder - Weiher und Teiche angelegt, die eine außerordentliche Bereicherung der Landschaft darstellen. Wo immer möglich, hat sich der Verband helfend und beratend zur Verfügung gestellt.
Das neue Jahrtausend
Der bis heute geschätzte Vorsitzende Ernst Engel hatte einen wohlaufgestellten und auf stabilen Füßen stehenden Verband hinterlassen, als er 2002 nach kurzer Krankheit verstarb. Trotzdem traf es die neue Verbandsführung um Jürgen Greiner völlig überraschend, als die fast 70 Jahre bestehende Verpachtung der Fischzuchtanlage durch die 3. Generation der Pächterfamilie aufgekündigt wurde. Vieles wurde versucht, um den Betrieb mit einigen ehrenamtlichen Helfern am Laufen zu halten. Aber erst die durch den damaligen Fischereireferenten bei der SGD Süd, Lothar Kroll, initiierte und den 2009 als Nachfolger von Greiner gewählte Gustav Pade forcierte Neuausrichtung brachte neue Ideen und neues Leben auf die Anlage. Die Ökosystemforschung Anlage Eußerthal (Eusserthal Ecosystem Research Station, EERES), eine Außenstelle der Universität Koblenz-Landau, beschäftigt sich mit grundlegenden und angewandten wissenschaftlichen Fragestellungen rund um das Thema "Fließ- und Stillgewässer und deren Bedeutung für Natur und Gesellschaft". Der Schwerpunkt liegt dabei auf unterschiedlichen Aspekten des anthropogenen Einflusses und des Nutzens von Gewässern für Ökosysteme und Gesellschaft.
Standpunkte
Wir sind für eine waidgerechte Nutzung der natürlichen Fischbestände im Rahmen einer naturnahen Bewirtschaftung bei gleichzeitiger Förderung ökologisch besonders wichtiger Kleinfischarten.
Wir sind für das regulierende Eingreifen des Menschen, um weitere Schäden an Fischbeständen durch andere Tierarten zu minimieren. Tierschutz darf nicht an der Wasseroberfläche aufhören.
Wir sind für eine Fischereipolitik zur nachhaltigen Nutzung der Fischbestände. Eine erfolgreiche Fischereipolitik kann nur mit aktiver Unterstützung der Fischer und Angler gelingen.
Wir fördern die Kameradschaft unter den Anglern und der Jugend.
Wir sind für eine Ausbildung zukünftiger Angler nach den landesrechtlichen Vorgaben zur Vorbereitung auf die staatliche Fischerprüfung. Wir legen großen Wert auf die intensive Vermittlung natur- und tierschutzrechtlicher Bestimmungen.
Wir sind für einen qualitativen und quantitativen Gewässerschutz. Deshalb fördern wir die Ausbildung von Gewässerwarten finanziell und materiell. Gewässerverunreinigung darf nicht weiter als Kavaliersdelikt betrachtet werden.
Wir sind nicht generell gegen die Nutzung der Wasserkraft, sondern für eine Wiederherstellung der Durchgängigkeit unserer Fließgewässer unter Beachtung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Namensgebung
Im Laufe der Geschichte kam es zumeist aufgrund politischer Einflussnahme zu mehreren Umbenennungen.
29. Nov 1881 Kreisfischereiverein für die Pfalz, Sitz in Speyer
06. Mai 1913 Genossenschaft Pfälzischer Rheinfischer, Sitz in Speyer
02. Okt 1925 Fischereiverband Pfalz, Sitz in Speyer
15. Okt 1935 Landesfischereiverband Saarpfalz, Sitz in Kaiserslautern
01. Jan 1941 Landesfischereiverband Gau Westmark, Sitz in Kaiserslautern
01. Jan 1946 Landesfischereiverband Hessen-Pfalz, Sitz in Neustadt
08. Mai 1948 Landesfischereiverband Pfalz, Sitz in Kaiserslautern
Mitglieder
ca. 8.000 Freizeitangler in 100 Vereinen
ca. 50 Berufsfischer, Teichwirte, Züchter und Pächter