08.09.2011   Ausbilder machen auf verzweifelte Situation aufmerksam

Die Ausbildung zukünftiger Angler als Vorbereitung auf die staatliche Fischerprüfung, ist in Rheinland-Pfalz sowohl im Landesfischereigesetz als auch in der Vereinbarung zwischen dem zuständigen Fachministerium und den rheinland-pfälzischen Freizeitfischereiverbänden geregelt.

Damit konnten in der Vergangenheit alle Beteiligte, Kursbesucher, Ausbilder, die Verbände als Organisatoren der Kurse und das Fachministerium gut leben. Alles schien in bester Ordnung. Dachte man zumindest.

Bis zur Neuregelung des Landesfischereigesetzes war jeder Prüfling verpflichtet, die Prüfung bei der für seinen Wohnort zuständigen Prüfungskommission abzulegen. Durch den Wegfall dieser Verpflichtung, die auch wir Ausbilder als sinnvoll betrachtet und mitgetragen haben (es sollte ja nur ein Prüfungsort nach Wahl in RLP ermöglicht werden), war für uns der nun einsetzende Kurs- und Prüfungstourismus in andere Bundesländer nicht vorhersehbar. Neue Auslegungsweisen seitens der Behörden welche die Anerkennung von Prüfungszeugnissen anderer Bundesländer betrifft, sorgen heute für Missstände und Unzufriedenheit besonders unter den Kollegen, die in unmittelbarer Nähe zum Saarland und zu Baden-Württemberg ausbilden.

Gesetz und Vereinbarung regeln u.a. Art, Dauer und Inhalt der Ausbildung, die Höhe der Gebühren und Vieles mehr. Jeder lizenzierte Ausbilder ist verpflichtet, regelmäßig an Fortbildungsveranstaltungen des Dachverbandes teilzunehmen, will er den Verlust seiner Lizenz nicht riskieren. Für die Teilnehmer unserer Kurse somit eine kalkulierbare Angelegenheit. Bisher waren alle Teilnehmer sicher, dass die Ausbildung in geordneten Bahnen verläuft und sie nicht einem Bauernfänger zum Opfer fallen.

Im Saarland lassen sich jedoch Vorbereitung und Prüfung in der Hälfte der Zeit und zu erheblich niedrigeren Kosten absolvieren. Die Prüfungen finden nicht nur im Juni und Dezember, sondern bei Bedarf im etwa 14-tägigen Rhythmus statt. Kein Wunder, dass viele Rheinland-Pfälzer diese Chance nutzen und zur Vorbereitung und Prüfung zum Nachbarn abwandern. Zurück mit dem saarländischen Prüfungszeugnis müssen die unteren Fischereibehörden auf Anordnung der obersten Fischereibehörde einen rheinland-pfälzischen Fischereischein ausstellen.

Ein anderer Nachbar, Baden-Württemberg, unterbindet dagegen den Prüfungstourismus per Anweisung der Regierungspräsidien. Man geht sogar so weit, dass man den ausstellenden Behörden Instrumente zur Verfügung stellt, die helfen sollen, Scheinummeldungen (vorübergehende Änderungen des Hauptwohnsitzes) zu erkennen. Ausbilder entlang der Rheinschiene müssen deshalb regelmäßig die Teilnahme von Bürgern aus Mannheim, Karlsruhe usw. ablehnen.

Die Frage ist: "... Was bedeutet das für die Ausbilder aus der Pfalz?"

Nun, im Vorfeld des geplanten Kurses muss ein geeigneter Raum gesucht werden, was teilweise schon bei der Buchung mit Kosten verbunden ist (z. B. bei der Stadt Ludwigshafen 286 EUR im Voraus für die Nutzung eines Schulraumes an 14 Abenden). Eine Haftpflichtversicherung für etwa 50 EUR/Kurs wäre ebenfalls ratsam und wird von den Vermietern oft gefordert. Schlimmer wiegen meines Erachtens die Auswirkungen auf das weitere Umfeld des Ausbilders. Berufliche und private Planungen werden für die Dauer des Kurses so ausgerichtet, dass den Teilnehmern keine Nachteile durch Ausfälle entstehen. Schließlich müssen die Kurse laut Vereinbarung flächendeckend und bedarfsgerecht angeboten werden. Wer weiß Wochen oder Monate im Voraus wie viele Interessierte am Tag X auch kommen werden? Wie zermürbend ist es, wenn dann der Kurs mangels Teilnehmer abgesagt werden muss? Wir jedenfalls verstehen die Verärgerung der Leute.

Wir alle werden aber das Gefühl nicht los, dass außer uns niemand hören und verstehen will.

Besteht seitens der Landesregierung die Absicht, zumindest einen Teil der zukünftigen Angler nach den eigenen Vorgaben ausbilden zu lassen, muss eine Angleichung der Rahmenbedingungen erfolgen.

Die Vorbereitung muss kürzer und günstiger werden, gegebenenfalls unter teilweisem Verzicht auf das umfangsreiche Ausbildungsmaterial.

Das ist eine Option, die keinem von uns gefällt.

Nach dem Willen des Wählers im März dieses Jahres weht aber vielleicht ein anderer Wind in Mainz, so dass vor einigen Tagen ein Landtagsabgeordneter aus dem Landkreis Kusel um Unterstützung gebeten wurde. Wir hoffen, dass dieser zusammen mit unserer neuen Umweltministerin der Ausbildung in Rheinland-Pfalz mit dem in der Vergangenheit viel beachteten und gelobten Schwerpunkt des Tier- und Naturschutzes zu altem Stellenwert verhilft.

 

Liebe Saarländer, versteht uns nicht falsch. Diese Zeilen sind nicht gegen euch gerichtet und wir freuen uns immer wieder auf die Zusammenkünfte bei den vielen gemeinsamen Veranstaltungen, egal ob am Fischwasser oder am grünen Tisch. Wir sind sicher, dass ihr eure zukünftigen Angler genauso gewissenhaft auf die Prüfung vorbereitet wie wir. Aber wir selbst möchten endlich das tun, wofür wir uns einst aus Idealismus entschieden haben: AUSBILDEN! (dz)